Eine Quellenwanderung im Taunus von der Weilquelle zur Ölmühlquelle
Eine „zweifel“hafte Wanderung
oder
Nachbetrachtungen einer Erlebnis-Lesung mit Karin Schmitt
Nach einem turbulenten und einem ereignisreichen Wochenende beschloss ich, mir eine Auszeit zu nehmen. Zu viele Gedanken schwirrten durch mein Gehirn. Zeit das Erlebte zu sortieren und wieder klaren Kopf zu bekommen.
So manche Zweifel kamen mir auf, über das Ob und Wie des Erlebten einzuschätzen sei. Dabei half mir die Erlebnis-Lesung mit Karin Schmitt des vergangenen Samstag. In ihrem Buch „Die unverstandenen Geschenke des Lebens“ werden Schritt für Schritt 10 Lebenspäckchen ausgepackt. Eines davon heißt „Zweifel“. Dieses Päckchen war das Wunschpäckchen nach Abstimmung unter allen weiblichen und männlichen Leseinteressierten des Buches.
Autorin Karin Schmitt mit ihren Lebenspäckchen
Ich hatte keinen Zweifel, diese Wanderung auch durchzuführen. Bis jetzt war es in diesem Jahr noch nicht möglich, endlich wieder meinem Hobby nachzugehen.
Wie las ich kürzlich in dem Buch von Rainer Wälde und Anselm Grün („Meine Reise zum Leben“): „Wer zu Fuß unterwegs ist, achtet mehr auf den Weg. Der Weg auf den Gipfel eines Berges dauert seine Zeit, es ist mühsam, zu Fuß voranzukommen. Täler werden Meter für Meter langsam durchquert. Wenn der Weg schwierig ist, muss jeder Tritt sitzen. Aber das Wichtigste: die Seele kann Schritt halten.“
Diese Wanderung, eigentlich sollte es mehr ein Spaziergang werden, war gut vorbereitet wie immer: Essen, Trinken, 3 Bücher („Die unverstandenen Geschenke des Lebens“ von Karin Schmitt, „Die Landkarte des Lebens“ von Rainer Wälde und Gundula Gause und „Leben schlicht + ergreifend“ von Kerstin Hack) als Proviant für Leib und Seele. Dazu Wanderkarte und Stadtpläne der Umgebung, Pflaster und sonstiger Kleinkram.
Am Morgen beim Brötchengang schaute ich in den Himmel. Es war eine seltsame Wolkenmischung, die auf ein mögliches Gewitter schließen ließ. Mir kamen Zweifel auf: Sollte ich doch lieber zuhause bleiben? Sollte ich auf meine Wanderung zu Quellen im Taunus verzichten?
Nach einiger Überlegung sagte der Rheinländer in mir: Mach et! Gedacht, getan. Während der Busfahrt zur Zwischenetappe in Königstein – dort sollte die Fahrt in die Höhen des Taunus weitergehen – kamen erneute Zweifel auf. Sollte ich nicht doch besser nur einen Teil der Strecke gehen?
An der Umstiegsstation wartete ich auf meinen Anschlussbus. Er kam nicht. Sollte das ein Zeichen sein, doch abzubrechen? Der Bus kam dann doch, verspätet, aber er kam. Ich stieg ein und blieb der einzige Fahrgast auf der gesamten Strecke bis zu meinem Ausstieg. Die Haltestelle hieß „An der Weilquelle“. Bei der Vorplanung lag meine Vermutung nahe in der Nähe meiner Ausgangsquelle zu sein. Denkste! Beim Blick auf die Wanderkarte stellte ich plötzlich fest, dass es noch einiges an Wegstrecke zurückzulegen galt. Spaziergang? Nein, dass wird eine richtige Wanderung, das wurde spätestens jetzt klar. Sollte ich bei der Planung irgendetwas übersehen haben?
Mit meinen Wandersandalen marschierte ich Richtung Weilquelle los. Vorbei an blühenden Bergwiesen und schöne Blicke auf die Taunus-Landschaft begleiteten mich. Ein leichter, stetiger Anstieg führte mich zur Weilquelle. Aber es war nur das Hotel Naturpark Weilquelle. Bis zur richtigen Quelle waren es noch sehr viele Schritte mehr zu gehen.
Vorbei ging es am Feldberg-Kastell am Rande des Limesweg. Ein kurzer Besuch für das Foto-Archiv und dann aber endlich auf zur ersehnten Quelle. Es waren nur noch 200 Meter. Normalerweise für mich als Wanderer kein Problem. Aber schon wieder so ein stetiger Anstieg. Ich wollte doch nicht den Berg hochgehen sondern runter!.
Geschafft – die Weilquelle lag vor meinen etwas staubig gewordenen Füßen. Es war schon einige Jahre her, dass ich dort war. Vielleicht lag es an meinem Alter, dass ich die Weilquelle viel größer in Erinnerung hatte. Keine Bank – keine Möglichkeit sich bequem zu machen. Dafür stand eine seltsame Skulptur. Sie sollte wohl die bösen Geister, die hier herrschten, vertreiben. Na denn …
Die Weilquelle – sehr wenig Wasser, dafür aber schon geschmückt. Mit Rosen, die offensichtlich von sich liebenden und lieben Menschen dort hingelegt waren. Ein schöner Anblick. Auf jeden Fall gab es hier in der Nähe keine Rosenplantage – das war sicher.
Die Stätte, die einem ganzen Tal im Taunus den Namen gibt, das „Weiltal“ wurde ausgiebig wurde im Bild festgehalten.
Jetzt packte mich die Wanderlust. Auf zur nächsten Quelle hieß das Motto – und immer schön auf den Weg achten. Wer weiß, was sich im Verborgenen noch so am Rande und abseits des Weges entdecken lässt.
Eine Quelle ohne Namen am Roten Kreuz nähe Feldberg im Taunus
Bis zur Ölmühlquelle war es laut Wanderkarte nicht so weit. Wieder einmal – denkste! Sollte die Wanderkarte falsche Eintragungen haben?
Dank des dichten Waldes ließ sich die Sommerhitze gut ertragen und es ging sich auf den gut beschilderten Wegen locker und leicht.
Nach fast 2 Stunden war das Ziel „Ölmühlquelle“ erreicht.
Ich war enttäuscht. So schmucklos hatte ich mir diese Quelle nicht vorgestellt. Sollte ich …
Als Entschädigung wanderte ich weiter zum Kurpark in Königstein. Der Pulverbrunnen mit seiner Quelle war mein nächstes Ziel.
Beim Gang durch den Kurpark verschreckte ich eine Entenfamilie, die vor dem seltsamen Wanderer Reißaus nahmen.
Auf einer schattigen Parkbank konnte ich endlich meine Beine baumeln lassen.
Der Reichenbach im Kurpark von Königstein im Taunus
Doch o Schreck, was erblickten meine Augen beim Blick in den Himmel? Gewitterwolken! Sollte ich doch nicht zu lange verweilen? Zweifel waren angebracht, besser wieder Richtung Bushaltestelle aufzubrechen. Mehrere Donner bestätigten meinen Entschluss, das Weite zu suchen.
Ohne besondere Vorkommnisse kam ich wieder schließlich wohlbehalten zuhause an. Die ungewöhnliche Wanderung ging mit einem Entspannungsbad und Erholungsschlaf zu Ende. Es war ein Tag mit neuen Inspirationen, da besteht kein Zweifel. Mein Umfeld wird es in den nächsten Tagen wohl ertragen müssen
Ach so, was zu erwähnen wäre: Es gab kein Gewitter. Meine Zweifel waren zweifelsohne unangebracht….
Meine persönliche Erkenntnis nach dieser Wanderschaft – es muss ja nicht immer der Jakobsweg sein: Zweifel sind ein wichtiger Teil unseres Lebenspäckchens und helfen auf dem Weg das Ziel zu finden.
Gerd Taron
Text und Fotos: Gerd Taron