Über den Wolken – Literarischer Wochenendgruß vom 08.06.18
Liebe Freunde des literarischen Wochenendgrußes,
bei meinen Spaziergängen ist es immer wieder für mich faszinierend die Wolken zu beobachten. Sie ziehen vorüber. Sie kommen von irgendwo und gleiten irgendwo hinein. Manchmal kann man bei genauerem Betrachten auch Figuren oder Symbole, wie z. B. ein Herz entdecken.
Dieser Wochenendgruß möge mit den wunderschönen Texten und Fotos ein kleiner Begleiter durch diese Zeit sein.
Foto: Gerd Taron
An die Wolken
Und immer wieder,
wenn ich mich müde gesehn
an der Menschen Gesichtern,
so vielen Spiegeln
unsäglicher Torheit,
hob ich das Aug
über die Häuser und Bäume
empor zu euch,
ihr ewigen Gedanken des Himmels.
Und eure Größe und Freiheit
erlöste mich immer wieder,
und ich dachte mit euch
über Länder und Meere hinweg
und hing mit euch
überm Abgrund Unendlichkeit
und zerging zuletzt
wie Dunst,
wenn ich ohn‘ Maßen
den Samen der Sterne
fliegen sah
über die Äcker
der unergründlichen Tiefen.
Christian Morgenstern
Foto: Gerd Taron
Aus weißen Wolken
baut sich ein Schloss.
Spiegelnde Seen, selige Wiesen,
singende Brunnen aus tiefstem Smaragd!
In seinen schimmernden Hallen
wohnen
die alten Götter.
Noch immer,
abends,
wenn die Sonne purpurn sinkt,
glühn seine Gärten,
vor ihren Wundern bebt mein Herz
und lange . . . steh ich.
Sehnsüchtig!
Dann naht die Nacht,
die Luft verlischt,
wie zitterndes Silber blinkt das Meer,
und über die ganze Welt hin
weht ein Duft
wie von Rosen.
Hermann Oscar Arno Alfred Holz
Foto: Gerd Taron
Eine Wolke möcht ich sein.
Eine Wolke möcht ich sein,
von oben diese Welt besehen.
Distanz zu allen Dingen finden
und dadurch vieles klarer sehen.
Ich möchte gleiten durch die Lüfte,
mit frohem Herz und leichter Seele.
Erfreuen mich an meinem Sein
und wünschen, dass mir nie was fehle.
Als Regen fall ich dann zur Erde
und tränke alle durst´ge Saat.
Will nähren alle Seelen- Leben.
Liebe geben ist mein Pfad.
Anne M- Pützer
Foto: Gerd Taron
Sommerfrische
Zupf dir ein Wölkchen aus dem Wolkenweiß,
Das durch den sonnigen Himmel schreitet.
Und schmücke den Hut, der dich begleitet,
Mit einem grünen Reis.
Verstecke dich faul in der Fülle der Gräser.
Weil`s wohltut, weil`s frommt.
Und bist du ein Mundharmonikabläser
Und hast eine bei dir, dann spiel, was dir kommt.
Und lass deine Melodien lenken
Von dem freigegebenen Wolkengezupf.
Vergiss dich. Es soll dein Denken
Nicht weiter reichen als ein Grashüpferhupf.
Joachim Ringelnatz
Foto: Tim-Thilo Fellmer
….Unendlichkeit..
Im Reich der Wolken,
schweben Gedanken davon,
verlieren Worte ihre Bedeutung.
Der Moment wird zur Ewigkeit.
Im Reich der Wolken,
ist alles leicht
und unbeschwert fühlbar.
Es gibt keinen Morgen
und keinen Abend.
Die Bedeutung der Zeit,
wird zur Unendlichkeit.
Alles Leben ist Vogelfrei.
Text: © Monika Heckh
Foto: Gerd Taron
Weiße Wolken
Oh schau, sie schweben wieder
Wie leise Melodien
Vergessener schöner Lieder
Am blauen Himmel hin!
Kein Herz kann sie verstehen,
Dem nicht auf langer Fahrt
Ein Wissen von allen Wehen
Und Freuden des Wanderns ward.
Ich liebe die Weißen, Losen
Wie Sonne, Meer und Wind,
Weil sie der Heimatlosen
Schwestern und Engel sind.
Hermann Hesse
Foto: Sandra Windsheimer
Wolkenspiel
Wolkenspiel im Abendlicht
wenn das Sonnenlicht zerbricht
wunderschön ist anzusehn
große Wolken vorüber ziehn
Ihre Formen sich verändern
aufgereiht wie an den Bändern
ziehen sie im Abendblau
von unten ist´s wie eine Schau
[© Gerhard Ledwina]
Foto: Gerd Taron
Ich wünsche dir als Begleiter
die Sonne, die Wolken, den Wind,
die Hoffnung als Wegbereiter,
den Stern, wenn die Nacht beginnt.
Ein treuer Gefährte, wie er auch heißt,
als dankbar empfundenes Glück
stelle sich freundlich neben dir ein!
Wenn du nur weißt:
du brauchst niemals alleine zu sein,
legst du den Lebensweg
leichter zurück.
Und will es dir scheinen,
du habest ja keinen,
der dein Tun und dein Streben versteht,
dann gibt es in Wirklichkeit
lange schon einen
Schutzengel, der dir zur Seite steht.ღ*
– Elli Michler –
Einen Himmel mit wunderschönen Wolken an diesem Wochenende wünscht
Ihnen/Euer
Gerd Taron
Am vergangenen Sonntag fand im Woogtal in Königstein im Taunus ein literarischer Spaziergang mit Texten von Marc Aurel statt. Einen Bericht mit Fotos und Zitaten können Sie dem nachfolgenden Link entnehmen:
Gelungene Premieren – Literarischer Spaziergang im Woogtal mit Zitaten von Marc Aurel