Liebe so zahlreiche Leserinnen und Leser des literarischen Wochenendgrußes,
„Alles hat seine Zeit“ – so heißt es bereits im Alten Testament beim Prediger Salomo. Viele von uns hetzen durch den Tag, die Woche, den Monat – durch das Jahr.
Schnell sein heißt die Devise. Wir wollen ja nichts versäumen. Es scheint, als ob wir genau wüssten, wie lange wir leben. Am besten alles zur gleichen Zeit genießen und erleben. Die Zeit „auskaufen“, sei es durch unsere Aktivitäten oder durch ein gut gefülltes Bankkonto.
Lebenszeit kann man nicht kaufen, mit keinem Geld dieser Welt. Durch Schnelligkeit wird meine Lebensqualität nicht verbessert. Es ist eher das Gegenteil. In der schnellebigen Welt von heute verlieren wir den Blick für das Wesentliche. Dafür zahlen wir einen hohen Preis – mit unserer Gesundheit, in der Beziehung zu unseren Mitmenschen.
Ich gehöre nicht zu den Menschen, die mehrere Dinge gleichzeitig machen können. Manche halten das für eine Schwäche, vor allem die, die alles so schnell erledigen können. Mir ist wichtig, dass ich mir für das Beantworten von Briefen (E-Mail oder ganz „normal“) sehr viel Zeit lasse. Geburtstagsgrüße übermittle ich am liebsten persönlich.
Nicht nur seit dem Buch „Die Entdeckung der Langsamkeit“ ist dieses Thema für mich wichtig geworden. Wir brauchen Menschen, die sich Zeit nehmen können trotz aller Anforderungen.
Foto: Wonderful photoArt by Marina Rupprecht
Die Zeit vergeht nicht schneller als früher,
aber wir laufen eiliger an ihr vorbei.
~George Orwell~
Foto: Hans Joerg Kampfenkel
Zeit zu leben
ein Haus und Sicherheit
ein Ring in Ewigkeit
ein Mensch, der immer bleibt
Vernunft für allezeit
wovor haben wir nur soviel Angst
ein Lächeln, das nicht stimmt
ein Blick, der nichts beginnt
die Hand, die nur noch nimmt
und Zeit, die schnell verrinnt
wovor haben wir nur soviel Angst
und der Wind fegt all die Blätter fort
und der Tod, ist mehr als nur ein Wort
denn nichts bleibt, nichts bleibt, nichts bleibt
kein Ring, kein Gold, kein Leid
nichts bleibt, nichts bleibt, nichts bleibt
es wird Zeit zu leben
endlich Zeit
Zeit zu leben
mein Paß sagt mir, ich bin
das Konto sagt, ich hab
die Fotos und das Kind
zeigen, ich war immer da
alles was ich habe gehört mir
nichts als Schmerz, sagt die Angst
nichts als Angst, sgat der Schmerz
halt es fest, sagt der Kopf
laß es los, sagt das Herz
und die Liebe sagt leis… jetzt und hier
und der Wind fegt all die Blätter fort
und der Tod, ist mehr als nur ein Wort
denn nichts bleibt, nichts bleibt, nichts bleibt
kein Ring, kein Gold, kein Leid
nichts bleibt, nichts bleibt, nichts bleibt
es wird Zeit zu leben
endlich Zeit
Zeit zu leben
endlich Zeit
Zeit zu leben
endlich Zeit
Zeit zu leben
endlich Zeit
Songtext von Klaus Hoffmann
Frankfurt Hauptbahnhof – Foto: Gerd Taron
Die Zeit geht so schnell und ich habe es längst aufgegeben, mit ihr um die Wette zu laufen. (Rilke)
Auf dem Römerberg in Frankfurt am Main – Foto: Gerd Taron
Langsamer Tanz…
Hast Du je Kindern
auf einem Karussell zugeschaut?
Oder zugehört,
wenn der Regen auf den Boden klatscht?
Bist Du jemals dem unberechenbaren Flug
eines Schmetterlings gefolgt?
Oder hast durch die verblassende Nacht
in die Sonne geschaut?
Mach lieber langsam.
Tanze nicht so schnell.
Die Zeit ist kurz.
Die Musik wird nicht ewig weiterspielen.
Rennst Du durch jeden Tag wie im Fluge?
Wenn Du jemanden fragst:
Wie geht es Dir?
Hörst du auf die Antwort?
Wenn der Tag vorüber ist,
Liegst Du dann im Bett
Und die nächsten hundert Pflichten
Gehen Dir schon durch den Kopf?
Mach lieber langsam.
Tanze nicht so schnell.
Die Zeit ist kurz.
Die Musik wird nicht ewig weiterspielen.
Hast Du je zu Deinem Kind gesagt:
das machen wir morgen?
Und in Deiner Hast
nicht seinen Kummer gesehen?
Jemals den Kontakt verloren
und eine echte Freundschaft einschlafen lassen,
Weil Du nie die Zeit hattest,
anzurufen und Hallo zu sagen?
Mach lieber langsam.
Tanze nicht so schnell.
Die Zeit ist kurz.
Die Musik wird nicht ewig weiterspielen.
Wenn Du so schnell rennst,
um irgendwohin zu kommen,
kannst Du den Weg
dorthin nicht geniessen.
Wenn Du voller Sorgen
durch den Tag hetzt,
dann ist das so,
als würdest Du ein ungeöffnetes Geschenk wegwerfen.
Das Leben ist kein Wettrennen.
Lass es langsamer angehen.
Höre die Musik, bevor das Lied vorüber ist.
David L. Weatherford
Foto: Gerd Taron
„Daher muss man ständig beschäftigt sein, immer weitergehen, davonlaufen vor der Stille. Oft ist es dann eine Krankheit, die uns zwingt, inne zu halten.. Aber manche nutzen auch eine Krankheit nicht dazu, sich der eigenen Wahrheit zu stellen. Sie möchten sie möglichst schnell wieder loswerden und beschäftigen sich auch in der Krankheit mit dem Alltagsgetriebe.“
„Menschen, die lange Strecken zu Fuß gegangen sind, bewegen sich in einem „Seelentempo“ – einer Geschwindigkeit, die ihrer Seele entspricht.
Tief ist uns noch etwas, das auf Langsamkeit und gleitende Übergange eingerichtet ist und nicht auf Zeitreisen, die wir per Flugzeug und Bahn zurücklegen.“
Aus dem Buch „Meine Reise zum Leben“ von Rainer Wälde
Ich wünsche Ihnen ein Wochenende des zur Ruhekommens. Nehmen Sie das Tempo für ein paar Stunden aus ihrem Leben.
Danken möchte ich an dieser Stelle all den Menschen, die sich immer wieder die Zeit nehmen, eine Rückmeldung auf den literarischen Wochenendgruß zu geben.
Ihr/Euer
Gerd Taron
Kontakt:
Gerd Taron
Langstraße 30
65779 Kelkheim-Fischbach
Tel. +49 (0) 6195-676695
E-Mail: verkauf@taron-antiquariat.de oder taron-antiquariat@gmx.de