Sich orientieren – Literarischer Wochenendgruß vom 13.01.17
Liebe Leserinnen und Leser des literarischen Wochenendgrüßen,
in diesen stürmischen Zeiten ist es für uns oft nicht einfach die Orientierung im Leben zu behalten. Das kann sich manchmal ganz anschaulich gestalten. Dies wurde mir am Beispiel von Busfahrern deutlich, die in unserem Main-Taunus-Kreis neue Linien übernommen haben. Oft mangels entsprechender Schulung und Einweisung in ihr neues Aufgabengebiet irren sie des öfteren umher. Dank freundlicher Menschen – Fahrgäste – finden sie dann doch den richtigen Weg.
Wie ist das in unserem Leben? Haben Sie es auch in schwierigen Lebenssituationen erleben dürfen, dass es Menschen gab, die Ihnen halfen, sich zu orientieren und Wegweisung gaben?
Die Pfalz bei Kaub – Foto: Gerd Taron
Der Zug des Lebens
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Das Leben ist wie eine Reise im Zug.
Vor einiger Zeit las ich ein Buch,
worin das Leben mit einer Zugreise verglichen wurde.
Eine sehr interessante Lektüre.
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Das Leben ist wie eine Reise im Zug:
Man steigt oft ein und aus, es gibt Unfälle,
bei manchen Aufenthalten angenehme Überraschungen
und tiefe Traurigkeit bei anderen.
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Wenn wir geboren werden und in den Zug einsteigen,
treffen wir Menschen, von denen wir glauben,
dass sie uns während unserer ganzen Reise
begleiten werden: unsere Eltern.
Leider ist die Wahrheit eine andere.
Sie steigen bei einer Station aus
und lassen uns ohne ihre Liebe und Zuneigung,
ohne ihre Freundschaft und Gesellschaft zurück.
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Allerdings steigen andere Personen,
die für uns sehr wichtig werden, in den Zug ein.
Es sind unsere Geschwister, unsere Freunde
und diese wunderbaren Menschen, die wir lieben.
Manche dieser Personen die einsteigen,
betrachten die Reise als kleinen Spaziergang.
Andere finden nur Traurigkeit auf ihrer Reise.
Und es gibt wieder andere im Zug,
die immer da und bereit sind, denen zu helfen,
die es brauchen.
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Manche hinterlassen beim Aussteigen
eine immer währende Sehnsucht.
Manche steigen ein, und wieder aus,
und wir haben sie kaum bemerkt.
Es erstaunt uns, dass manche der Passagiere,
die wir am liebsten haben,
sich in einen anderen Waggon setzen
und uns die Reise in diesem Abschnitt alleine machen lassen.
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Selbstverständlich lassen wir uns nicht davon abhalten,
die Mühe auf uns zu nehmen, sie zu suchen
und uns zu ihrem Wagon durchzukämpfen.
Leider können wir uns manchmal nicht zu ihnen setzen,
da der Platz an ihrer Seite schon besetzt ist.
Versuchen wir mit unseren Mitreisenden gut auszukommen,
und suchen wir das Beste in jedem von ihnen.
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Erinnern wir uns daran,
dass in jedem Abschnitt der Strecke
einer der Gefährten schwanken kann
und möglicherweise unser Verständnis braucht.
Auch wir werden öfter schwanken
und es wird jemanden geben,
der uns versteht.
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Das große Mysterium der Reise ist,
dass wir nicht wissen,
wann wir endgültig aussteigen werden und genau so wenig,
wann unsere Mitreisenden aussteigen werden,
nicht einmal der, der gleich neben uns sitzt.
Ich glaube, ich werde wehmütig sein,
wenn ich aus dem Zug für immer aussteige.
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Die Trennung von einigen Freunden,
die ich während der Reise traf,
wird schmerzhaft sein.
Meine Liebsten allein zu lassen,
wird sehr traurig sein.
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Aber ich habe die Hoffnung,
dass irgendwann der Zentralbahnhof kommt,
und ich habe das Gefühl, sie ankommen zu sehen,
mit Gepäck, das sie beim Einsteigen noch nicht hatten.
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Was mich glücklich machen wird, ist der Gedanke,
dass ich mitgeholfen habe
ihr Gepäck zu vermehren und wertvoller zu machen.
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Schauen wir darauf, dass wir eine gute Reise haben
und das sich am Ende die Mühe gelohnt hat.
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Versuchen wir, dass wir beim Aussteigen
einen leeren Sitz zurücklassen,
der Sehnsucht und schöne Erinnerungen
bei den Weiterreisenden hinterlässt.
Ich wünsche allen eine Gute Reise.
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Verfasser unbekannt,
Der Kölner Dom – Foto: Gerd Taron – aus dem fahrenden Zug fotografiert
Unterwegs immer wieder anhalten,
wahr nehmen, was ist,
uns freuen an dem,
was wir erreicht haben,
annehmen,
dass nicht alles gelungen ist.
Uns Zeit nehmen,
neue Kräfte schöpfen,
uns neu orientieren,
uns leiten lassen von dem,
was für uns wesentlich ist.
Weiterschreiten, wie es mir entspricht,
in der Hoffnung,
dass wir immer mehr werden,
was wir letztlich sein können.
(Max Feigenwinter)
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Foto: Gerd Taron
Ich stehe hier und schau mich um
blicke einfach so um mich herum.
Ich sehe Schafe, grüne Weiden
doch ich kann mich nicht entscheiden –
welchen Weg ich wählen soll.
Alles scheint so wundervoll.
Die Sonne scheint, der Himmel blau
und ich weiß noch nicht genau –
was ich will und wer ich bin.
Was ist im Leben denn der Sinn?
So steh ich hier und frage mich
was ist der Sinn denn bloß für dich?
Die Schafe grasen, alles stumm
so steh ich weiter dumm herum.
genieß nur diesen Augenblick
und geh nach vorn – nicht mehr zurück.
Gehst du mir mir den Weg dort lang?
An meiner Seite – ohne Zwang
auf der Suche nach dem Sinn –
Einfach gehen – egal wohin …
Christina Stöger – Momente in Liebe und Freundschaft
Foto: Gerd Taron
Segen sei mit dir,
der Segen strahlenden Lichtes,
Licht um dich her
und innen in deinem Herzen,
Sonnenschein leuchte dir
und erwärme dein Herz,
bis es zu blühen beginnt
wie ein großes Torffeuer,
und der Fremde tritt näher,
um sich daran zu wärmen.
Aus deinen Augen strahle
gesegnetes Licht,
wie zwei Kerzen
in den Fenstern eines Hauses,
die den Wanderer locken,
Schutz zu suchen dort drinnen
vor der stürmischen Nacht.
Wen du auch triffst,
wenn du über die Straße gehst,
ein freundlicher Blick von dir
möge ihn treffen.
Altirischer Segenswunsch
Ich wünsche Ihnen, dass Sie in Ihrem Leben, auch wenn es gerade sehr stürmisch sein sollte, die Orientierung nicht verlieren. Mögen Sie liebe Menschen um sich haben, die Ihnen dabei behilflich sein können.
Ihr/Euer
Gerd Taron