Literarischer Rundbrief vom 19.10.12

Ein herzliches guten Morgen an alle Literaturfreunde,
in dieser Woche habe ich im Radio einen interessanten Bericht gehört. Eine Kirchengemeinde in England hat eine CD aufgenommen, um die Renovierung ihrer Kirche zu finanzieren. Was ist auf dieser CD zu hören? Ein Orgelkonzert, ein Gottesdienst, ein Chorkonzert, eine Andacht? Sie hören – (fast) nichts. Eine halbe Stunde sind nur Außengeräusche zu vernehmen (Straßenlärm, Passanten die vorbei gehen) Ansonsten – Stille pur….
Die CD war schnell vergriffen und verkauft. Eine Überraschung? Wahrscheinlich nicht, kommt doch hier für viele die Sehnsucht nach Stille.wieder in den Sinn.
Da lag es für mich nahe, das Thema „Stille“ zu wählen. Ich habe dazu ein Gebet und ein Gedicht ausgewählt. Es sind Orte, wo ich persönlich Stille erfahren habe und immer wieder erfahre.
„Herr,
lehre mich schweigen.
In mir ist so viel Lärm.
Meine Gedanken sind verwirrt
von der Unruhe des Tages.
Bilder bedrängen mich,
Nachrichten, Meinungen, Auseinandersetzungen,
Erlebnisse und Wünsche.
Sie fordern mich, sie ergreifen mich,
sie zerstreuen meine Kräfte.
Herr, lehre mich Abstand gewinnen, von mir selbst
und von den Dingen, die nur wichtig scheinen.
Gib mir die Kraft zur Konzentration.
Ich schließe meine Augen.
Ich atme die Stille in mich hinein.
Ich gehe weit von mir weg.
In deinem Schweigen finde ich mich wieder.
Dort bin ich dein.“
Eva Maria Rahlfs
Eine persönliche Anmerkung: Bei Bedarf nehme ich mir die Zeit (oft nur 5 Minuten) um mich auf einer Kirchenbank der hiesigen katholischen Kirche der Stille hinzugeben.
Feldeinsamkeit
„ich ruhe still im hohen, grünen Gras
und sende lange meinen Blick nach oben,
Von Grillen rings umschwirrt ohn‘ Unterlaß,
Von Himmelsblaue wundersam umwoben.
Die schönen weißen Wolken ziehn dahin
Durchs tiefe Blau, wie schöne, stille Träume;
Mir ist, als ich ob längst gestorben bin
Und ziehe selig mit durch ew’ge Räume.“
Hermann Allmers
Aus dem Buch „Zum Vortrage – Eine Sammlung deutscher Gedichte“ herausgegeben von Elise Bartels, königlicher Professor – erschienen um 1900
Ich wünsche Ihnen/Euch an diesem Wochenende Augenblicke der Stille, an welchem Ort auch immer. Vielleicht schreiben Sie mir/schreibst Du, wo Sie/Du an diesem Wochenende oder zu anderer Zeit Ihren/Deinen Ort der Stille gefunden hast.
Herzliche Grüße

Gerd Taron

3 Kommentare zu “Literarischer Rundbrief vom 19.10.12

  1. chillendeSchiller sagt:

    Ja, die Feinheiten bekommen wir auch noch hin.
    Eine geruhsame Nacht.

    Auch gähn…..

  2. chillendeSchiller sagt:

    Reblogged this on N'achACHTcafé und kommentierte:
    Welcome Gerd!!!
    Sieht doch schon alles sehr gut aus!!!

    Zu Deinem Thema… ich bin schon ganz stille !!!

  3. chillendeSchiller sagt:

    Lieber Gerd,

    wunderbar, Dich auch hier begrüßen zu dürfen.
    Eine bessere Wahl hättest Du nicht treffen können !!

    Was mir zum Gedanken Stille eingefallen ist – will es Dir nicht vorenthalten:

    „Ist dir schon einmal aufgefallen, dass sich Inspiration genau dann einstellt, wenn du nicht nach ihr suchst? Sie kommt, wenn alle Erwartungen aufgegeben wurden, wenn das Geist-Herz still ist.“

    Krishnamurti, Jiddu Krishnamurti – Freiheit und wahres Glück

    Und ich hoffe, Deine Seite wird alles andere als STILL !!

    Welcome

    Gruß
    Marina

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