Es lebe die Technik? – Literarischer Wochenendgruß vom 08.09.17

Es lebe die Technik? – Literarischer Wochenendgruß vom 08.09.17

Liebe treuen Leserinnen und Leser des literarischen Wochenendgrußes,

in diesen Zeiten erscheint es mir, als ob die Technik der neue Heilsbringer sei. Die Digitalisierung wird von Politik und Wirtschaft oft als die Lösung propagiert. Aber ist es wirklich der Weisheit letzter Schluss?

Wenn ich mich in meinem Umfeld umschaue und die Nachrichten lese und höre, kommen mir erhebliche Zweifel an der „Technikgläubigkeit“
Die Technik ist genauso fehlerhaft wie der Mensch selbst. Dabei dürfen wir nicht vergessen, dass hinter der Technik immer der Mensch steht, der zum Beispiel eine Software programmiert hat. Im Gegensatz zu früheren Zeiten kann ein menschlicher Fehler in der digitalen Welt katastrophale Folgen durch Domino-Effekte haben. Die aktuelle Störung auf der stark befahrenen Rheintal-Bahn in Baden-Württemberg ist ein Beispiel. Öfters sind Pendler im Bahnverkehr von „Stellwerksstörungen“ betroffen. Oder wie oft hat das „Navi“ in die Irre geführt.

Im Haushalt erleichtern moderne Geräte die Arbeit. Frauen haben dadurch viel Erleichterung erfahren. Dafür sind sie heute im Berufsleben viel stärker eingespannt, um den Lebensstandard mit dem Partner zu erhalten.

Die Arbeitsbelastung hat in der digitalen Welt zugenommen, statt abzunehmen, wie es uns die Technik glauben machen will.
Und statt einfacher wird, so mein Eindruck, durch die Technik vieles komplizierter. Nicht jeder ist in der Lage, die oft unverständlichen Gebrauchsanleitungen zu verstehen. Das ist keine Frage der Intelligenz.

Vielleicht betrachten Sie manches nach meinen Ausführungen, was die Technik betrifft, kritischer.

Die ungewöhnlichen Fotos dieser Ausgabe haben mir Freunde und Bekannte zur Verfügung gestellt, die ich zum Teil persönlich oder aus den sozialen Werken kenne. Ihnen möchte ich dafür besonders danken.

Foto: Michael Heinz

Speziell für die Technikverhafteten und jene, die das Komplizierte für genial halten – das Komplizierte ist niemals genial, sondern bloß kompliziert. Das Einfache, das Simple, das ist das Geniale…

der Andersmensch

Über den Dächern von Eppstein – Foto: Gerd Taron

Linie 13. Montagmorgen, 8:07 Uhr

„Fahrscheine bitte!“ Neben mir sitzt eine alte kleine Dame – bestimmt schon über 80 Jahre. Und während ich in meiner Tasche nach meinem Ticket krame, sitzt sie regungslos da.

„Werte Frau, Ihren Fahrschein bitte!“ Die alte Dame schaut den Kontrolleur an. Sie lächelt. „Ich habe keinen. Ich fahre gerade zu meinen beiden Engelchen nach Mülheim. Schauen sie, ich könnte ihnen jetzt sagen, dass, der Fahrscheinautomat viel zu kompliziert ist. Oder vorgeben, ich sei verwirrt. Oder einfach sagen, ich leide an Demenz. Wahrscheinlich würden sie mir glauben. Die Wahrheit ist aber, dass wir Ende des Monats haben. Das Geld hat schlicht nicht ausgereicht für ein Ticket. Da ich die Kleinen aber unbedingt sehen wollte, bin ich das Risiko eingegangen.“

Der Kontrolleur ist sichtlich überrascht, ihm fehlen die Worte. „Mir ging es in meinem Leben schon weitaus schlechter,“ führt die Dame fort “ aber gelogen habe ich nie. Junger Mann, schreiben sie mich ruhig auf.“ Sie hält ihm ihren Personalausweis hin. Der Kontrolleur schaut jedoch nicht auf den Ausweis. Er blickt der Dame in die Augen. Holt tief Luft. Und dreht sich um. Er geht zum Ticketautomaten und öffnet sein eigenes Portmonee. Nach ein paar Sekunden kommt er wieder zurück “ Ich habe ihnen ein Ticket gekauft – es gilt für vier Fahrten. Damit können sie ihre Enkel diese Woche zweimal sehen.“ Die alte Dame ist jetzt sprachlos.

Verfasser unbekannt

Foto: Petra Krenzer

Es ist wichtig, was du willst
Du bist umgeben von Institutionen und Systemen,
die alle zu wissen meinen, was du brauchst.
Sie machen dir Angebote und betonen,
wie gut es wäre, wenn du ihnen glauben würdest.
Ratgeber annoncieren ihre Künste,
Wissenschaftler verbessern deine Lebensqualität,
Gurus wollen dich retten,
und für jedes Problem gibt es Techniker und Ärzte,
Politiker und Weltverbesserer, die behaupten,
sie hätten dein Glück im Sinn.
Für alles gibt es einen Durchschnitt,
nach dem gemessen wird.
Die Statistiken häufen sich.
Du bist eine anonyme Zahl.
Darum ist nichts so wichtig
wie die Entscheidungen deines Lebens.
Es ist wichtig, dass du etwas willst,
in der Tiefe deines Wesens,
dass du etwas mit deinem ganzen Herzen glaubst,
dass du wählst, wie du leben willst,
und dass du deine innere Stimme hörst und ihr traust.

Ulrich Schaffer

Foto: SusAnn Langstrump

VOM WERT DER ZEIT
Um den Wert des Jahres zu erfahren,
frage einen Studenten, der im Abschlussexamen durchgefallen ist.
Um den Wert eines Monats zu erfahren,
frage eine Mutter, die ein Kind zu früh zur Welt brachte.
Um den Wert einer Woche zu erfahren, frage einen Herausgeber einer Wochenzeitschrift.
Um den Wert einer Stunde zu erfahren, frage die Verliebten, die darauf warten sich zu sehen.
Um den Wert einer Minute zu erfahren, frage jemanden, der seinen Zug,Bus oder Flug verpasst hat.
Um den Wert einer Sekunde zu erfahren ,frage jemanden ,der einen Unfall überlebt hat.
Um den Wert einer Millisekunde zu erfahren,frage jemanden der bei den olympischen Spielen durch eine Millisekunde gewonnen hat.
DIE ZEIT – WARTET AUF NIEMANDEN

Verfasser unbekannt

Am Rettershof – „Meine Ruhebank“ – Foto: Gerd Taron

Für dieses Wochenende wünsche ich viele erholsame Zeit mit Ihrer Familie und Freunden oder für sich allein. Genießen Sie die stillen Momente, um zur Ruhe zu kommen.

Ihr/Euer
Gerd Taron

Hinweis in eigener Sache: Die Veranstaltung am sonntag, 10.09. „Auf den Spuren von Hildegard von Bingen“ in Rüdesheim fällt wegen der schlechten Witterung aus!

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