Endstation Schießhüttenstraße
Gegen das Vergessen – eine besondere Vorleseaktion mit der Künstlerin Margarete Rabow auf der Linie 11 von Fechenheim nach Höchst
Fechenheim, 07.09.14
„Störungen und Irritationen im Nahverkehr“ – so nennt sich eine der Aktionen von Margarete Rabow. Sie soll an die Opfer des KZ Katzbachs erinnern, dass kurz vor Ende des 2. Weltkrieges mitten in Frankfurt in den Adler-Werken errichtet wurde.
Begrüßung und Informationen vor dem Start
Ein ganz gewöhnlicher Sonntagnachmittag. An der Endhaltestelle „Schießhüttenstraße“ der Linie 11 in Frankfurt-Fechenheim trifft sich eine Gruppe von Menschen und scheinen etwas Besonderes vorzuhaben. Eine Filmkamera wird ausgepackt, Zettel an Säulen und Masten mit der Aufschrift „KZ Katzbach“ werden rund um die Haltestelle angeklebt.
Zwei Vorleserinnen unter sich: Ute Harbauer (links) und Monika Biebl (rechts)
Kurz nach dem Einsteigen, die etwas seltsame Gruppe hat sich in der Straßenbahn verteilt, beginnt eine Lesung der besonderen Art. Aus dem Buch „Wir lebten und schliefen zwischen den Toten“ von Ernst Kaiser und Michael Knorn beginnt die erste aus der Gruppe zu lesen. In dem Buch werden die schlimmen Vorkommnisse aus jener Zeit geschildert, als es in Frankfurt kurz vor Ende des 2. Weltkrieges ein KZ mitten in der Stadt gab.
Die Film-Künstlerin Margarete Rabow (links) mit der Sprecherin Viktoria Vonseelen
Manche der Fahrgäste sind teilnahmslos, manche reden weiter, manche versuchen zu lauschen. Die verschiedensten Menschen steigen auf der langen Fahrt von Fechenheim nach Höchst zu und wieder aus. Ältere Menschen, junge Menschen, ausländische Mitbringer, Familien, Frauen mit Kindern und Kinderwagen.
Margarete Rabow mit Monika Biebl
Auf der Fahrt gibt es dann auch Reaktionen über die ungewöhnliche Vorleseaktion, die sehr unterschiedlich ausfallen. „Man solle aufhören zu lesen“, „Weltverbesserer“, „Blödsinn“ ist eine Äußerung einer älteren Frau, die am Hauptbahnhof empört aussteigt. „Es gäbe so viele andere wichtige Probleme, da solle man nicht damit wieder kommen, „ sagt sie weiter.
Ute Harbauer
Eine andere, ebenfalls etwas ältere Frau, die am Osthafen aussteigt, hat während der Fahrt aufmerksam zugehört. Beim Aussteigen sagt sie noch schnell „Sie haben aber schön gelesen!“ – „Sehr interessant“ – „Wann lesen Sie wieder?“. Aus der Gruppe kann ihr noch schnell jemand eine Information über die Aktion weitergeben.
Es sind besondere Situationen, die die Filmkünstlerin Margarete Rabow mit ihren Gedenkaktionen an die Opfer des KZ Katzbach in Frankfurt schafft. Für manche sind sie provakativ, andere halten sie für sehr wichtig.
Für Vorleserinnen und Vorleser ist das eine besondere Herausforderung – nicht nur den Text zu lesen, sondern auch die besonderen Begleitumstände der Aktion und den Reaktionen des unfreiwilligen Publikums.
Die Gruppe an der Endhaltestelle „Schießhüttenstraße“ in Frankfurt-Fechenheim
Von links nach rechts: Anne Schwarz, R. Bähnisch, Margarete Rabow, Ute Harbauer, Monika Biebl, Viktoria Vonseelen
Zum Abschluss des Nachmittags informierte die Künstlerin im Café Lounge Jasmin in Alt Fechenheim Interessierte über ihre Projekte.
Die Filmkünstlerin Margarete Rabow in der Gartenlaube des Café Lounge Jasmin
Die nächste Vorleseaktion findet am Mittwoch, 15.10. in Frankfurt-Ginnheim statt. Nähere Informationen unter:
http://www.rabow-kz-katzbach.de/stoerungen-und-irritationen/lesungen/
Wenn irgendwie möglich werde ich versuchen, wieder dabei zu sein, als Vorleser, interessierter Teilnehmer oder wie auch immer.
Gerd Taron
Alle Fotos: Gerd Taron (Wiedergabe nur mit Genehmigung gestattet)
[…] Ein Teilnehmer schreibt auf seinem Blog über die 6. Lesung am 07.09.2014 […]